Muskelfaserriss

Um das Prinzip des Muskelfaserrisses besser verstehen zu können sind einige anatomische Grundkenntnisse der Skelettmuskulatur wichtig.

Im Folgenden wird versucht Ihnen diese vereinfacht zu vermitteln.

Anatomischer Aufbau eines Skelettmuskels

In einem Skelettmuskel sind die Muskelfasern und das Bindegewebe miteinander verknüpft. Die Muskelfaszie, eine Bindegewebshülle aus straffem kollagenem Bindegewebe, umgibt diesen und macht ihn gegenüber seiner Umgebung verschiebbar. Ein Muskel setzt sich aus Faserbündeln zusammen. Die einzelnen Faserbündel setzen sich wiederum aus vielen Muskelfasern zusammen, die ebenfalls von einer Bindegewebsschicht (Endomysium) umgeben sind. In diesen Muskelfasern befinden sich die Myofibrillen, die man in die kleinste Einheit des Skelettmuskels einteilen kann, das Sarkomer (vgl. Abb. oben).

Die kontraktilen Fibrillen in einer Muskelfaser bestehen aus Aktin- und Myosinfilamenten, die für die Kraftproduktion durch Querbrückenbildung zuständig sind, und die hochelastischen Titin-Filamente, die für den Zusammenhalt innerhalb des Sarkomers wichtig sind (WIEMANN 1994, 42f).

Begrenzt wird das Sarkomer durch die sogenannten Z-Scheiben.

Für das vereinfachte Verständnis des Muskelfaserrisses reicht es aus, wenn man sich auf die ineinander greifenden Aktin- und Myosinfilamente innerhalb des Sarkomers konzentriert.

Prinzip von Muskelzerrung, Muskelfaserriss, Muskelbündelriss und Muskelriss

Es handelt sich dabei immer um denselben Mechanismus. Der einzige Unterschied liegt im Ausmaß der Schädigung.

Einteilung nach Schweregrad

  • Zerrung: es kommt zur „Überdehnung“ innerhalb der Sarkomere
  • Faserriss: „Reißen“ einzelner Muskelfasern
  • Bündelriss: „Reißen“ eines Sekundärbündels (Fleischfaser)
  • Muskelriss: „Abriss“ eines kompletten Muskels

Was passiert genau bei einem Faserriss?

  • Einreißen der Muskelfaser sowie der sie umhüllenden Schicht (Endomysium)
  • Lokale Entzündung innerhalb der Muskulatur sowie eine Einblutung
  • Tonusminderung
  • Einzelne Muskelfasern ziehen sich in Richtung der jeweiligen Sehne zurück

Diagnostik

  • Muskelfunktionstests (MFT), werden vom Physiotherapeuten oder Arzt durchgeführt
  • Palpation
  • Ultraschall
  • MRT

(Bestehen die Schmerzen noch nach einer Woche, sollten Sie einen Arzt oder Physiotherapeuten aufsuchen)

Entstehung

  • Oft durch muskuläre Überbeanspruchung oder traumatisch
  • Plötzlich einschießender Schmerz (Faserriss)
  • Ein sich langsam aufbauender Schmerz (eher Zerrung)
  • Je nach Ausprägung muskuläre Funktion deutlich eingeschränkt bis nicht möglich

Risikofaktoren

  • Schlafmangel
  • Zu wenig getrunken
  • Stress
  • Überbelastung / zu wenig Ruhephasen
  • Schlechte / keine Aufwärmübungen

Differenzialdiagnose

Thrombosen, Myositis, Sehnenriss, Prellung, u.a.

Therapie

  • PECH (= Pause, Eis, Kompression und Hochlagern) gilt für die ersten 48 Std. um eine weitere Einblutung zu vermeiden
  • Schonung, in schweren Fällen Ruhigstellung (dies hängt vom Schweregrad der Verletzung ab)
  • Abtransport (z.B. durch klassische Massage oder physikalische Therapie)

Leichte muskuläre Kontraktionen sollten schon in einem frühen Stadium der Verletzung stattfinden um eine Vernarbung innerhalb der Muskulatur zu vermeiden!

Mögliche Folgen

  • Vernarbung innerhalb der Muskulatur
  • Kraftverlust
  • Bewegungseinschränkung
  • Bewegungsabhängige Schmerzen